Tag 9 bis 13
Fruehstueck in der Bar und sofortiger Start Richtung Meran…
Die Brennerautobahn war wieder voll, 12. August, es war damit zu rechnen.
Wir beschlossen auf die Landstrasse auszuweichen, damit wir wenigstens rollen konnten…und das war eine gute Entscheidung.
Als die Mittagszeit sich näherte, beschlossen wir uns ein nettes Plätzchen zum Essen zu suchen.
Die Wahl fiel auf Salurn und auf Amalia Pernter 1896…Auto geparkt, paar Schritte durch den Ort gelaufen und dann das Lokal gefunden.
Beim genaueren Hinsehen ist uns dann aufgefallen, dass es sich nicht nur um ein Restaurant handelte, sondern um die einzig verbliebene Lederhosenschneiderei Südtirols.
Einer der Brüder, die das Unternehmen führen, hat in Brixen das Handwerk gelernt und die Ur- Urgroßmutter, die schon vor 125 Jahren ein Trachten Modegeschäft betrieben hat, gab dem Ganzen den Namen und ihre damalige Unterschrift als Logo.
Die Bedienung fragte uns, ob wir nach dem Essen an einer Führung interessiert sind und natuerlich haben wir nicht nein gesagt.
Thomas zeigte uns alle Räumlichkeiten vom sensationellen Weinkeller mit Würsten und Speck bis zur Schneiderstube, wo sein Bruder Norman arbeitet. Wir waren echt sprachlos.
Und ich kann nur sagen…geht hin, macht euch ein Bild!
Fuer uns ging es dann wieder auf die Landstraße und weiter nach Meran. Ich hatte uns dort ein Appartement gemietet und Ziel war natuerlich der Besuch meiner Familie.
Leider hatte ich bei der Buchung des Appartements nicht auf Details geachtet, die mir im Nachhinein wichtig waren.
Das eine ist die Form der Schluesseluebergabe und des Check In. Ich bin Verfechter der persoenlichen Begrüßung. Ok, wenn ich irgendwo nur eine Nacht bleibe oder sehr spaet abends ankomme, ist eine Schluesselbox mit Code auch ok.
Aber fuer die Wohnung in Meran war es anders. Schon einige Tage vor Anreise wurde ich per WhatsApp kontaktiert und habe einen Link erhalten, ueber den ich die Touristensteuer zahlen sollte und einen fuer einen Online Check In. Danach bekam ich ueber WhatsApp zwei PDF-Dateien zugeschickt. Die eine enthielt 41!!! Seiten, das war der Guestfolder in drei Sprachen und die zweite Datei zwei Seiten fuer die Ankunft.
Wow, 41 Seiten PDF…13,6 Seiten im Format A4 pro Sprache. Wir waren in den Abruzzen, als ich diese Infos erhalten habe, und dort hatten wir groesstenteils keinen Internetempfang. Also hatte ich erstmal keine Gelegenheit mich damit zu befassen und ehrlich gesagt im Urlaub auch keine grosse Lust! 😉
Dann am Anreisetag auf der Fahrt nach Meran musste ich mich wohl oder übel damit auseinandersetzen. Ich weiss nicht, ob es euch auch so geht, aber viele Seiten einer PdF Datei auf dem Handy zu lesen und durchzublättern finde ich extrem mühselig.
Die grosse Datei war eine Hausordnung mit ganz vielen Regeln, was man als Gast beachten musste: leise laufen in der Wohnung, Uhrzeit der Nachtruhe, Erklaerungen zur Mülltrennung, Bedienungsanleitung zur Schlafcouch, genaue Beschreibung wie oft und mit wieviel Wasser die Pflanzen auf dem Balkon zu gießen sind, Hinweise, wie die Wohnung bei Abreise zu verlassen ist usw.
Die zweite Datei enthielt Fotos der Garage und da wir die Garage nicht nutzen wollten, habe ich den Text nicht genau durchgelesen… Was mein grosser Fehler war… 😉
Wir sind angekommen, haben das Auto relativ in der Nähe der angegebenen Anschrift geparkt und haben uns mit google Maps und dem Handy in der Hand auf die Suche begeben.
Jetzt erst haben wir gesehen, dass unser Appartement in einem hohen mehrgeschossigen und großen Kondominium mit mehreren Eingängen lag.
Eingang/ Haustür gefunden…aber am Klingelschild und am Postkasten stand nicht der Name des Appartements, sondern der private Name des Eigentümers… Und nun? Die Haustuer war geschlossen, irgendwie war ich auf Schluesselbox direkt an der Haustür gepeilt, aber die anzubringen ist wahrscheinlich bei einem Hochhaus mit vielen Wohnparteien nicht moeglich.
Und kennt ihr das, in so einer Situation versucht man ruhig zu bleiben, aber trotzdem steigt langsam der Ärger hoch und man ist nur noch genervt.
Ich habe versucht den Vermieter anzurufen und habe auch eine WhatsApp Nachricht geschrieben, aber niemand erreicht.
Es waren gefühlte 50 Grad, mir lief der Schweiß und so haben wir beschlossen, bei irgendjemand im Haus zu klingeln, mit der Bitte, uns einzulassen.
Das hat zum Glueck geklappt und uns wurde die Haustür geoeffnet. Fahrstuhl stand bereit, das Haus hatte vieeeeeele Etagen, aber welche war unsere? Unten am Klingelschild war es nicht erkenntlich…irgendwo in den 41 Seiten Anleitung wird es stehen, das wussten wir, aber mit Gepaeck in der Hand PDf Dateien am Handy durchzublättern, ist nicht so lustig.
Also haben wir in jeder Etage angehalten und haben geschaut…es war dann fast ganz oben… 😉
An der Eingangstür konnte man dann einen Code eingeben und endlich hatten wir es geschafft und waren im Appartement angekommen.
Eine Stunde nachdem wir in der Wohnung waren, kam dann ein Rückruf vom Eigentümer und eine Nachricht, dass die Anreise Beschreibung in der zweiten Datei zu finden ist, die ich ignoriert hatte, weil ich dachte, dass diese die Autoanreise in die Garage betrifft.
Es ist dann letztendlich so, dass man auch als „Fußgänger“ von außen nach unten in den Keller in die Garage laufen muss…dann gibt es eine Beschreibung, wo man abbiegen muss und Fotos dazu…erst nach links, nach 30 Metern wieder nach rechts…dann noch ein zusätzlicher Passus, wenn man nach 21 Uhr ankommt…dann wieder andere Korridore, da eine Tür noch eine Tür und dann Fahrstuhl…
Ich weiss nicht, ob ich eigenartig bin, aber wenn ich im Urlaub bin, ist mir das zu kompliziert…hahahahaha Ich haette gerne jemand, der mich begrüßt, der sich freut, dass ich sein Gast bin, der mit mir drei Worte wechselt.
So und nun zum zweiten Punkt, der mich stoert und damit auch eine Sache, auf die ich in Zukunft sehr achten werde.
Das Appartement liegt in einem Wohnhaus mit sehr vielen Wohnparteien, auch wenn ich es schoen finde, auf Reisen in Kontakt mit „Einheimischen“ zu sein, geht es mir dann doch zu weit, dass Wohnungen in einem Mehrfamilienkondominium zu touristischen Zwecken vermietet werden. Zumal ich weiss, dass es vor allem fuer Familien in Meran schwierig ist, bezahlbarer Wohnraum zu finden.
Meiner Meinung nach ist es ok und sogar gut, zum Beispiel in historischen Zentren Häuser in B&B umzuwandeln und damit Altstädte zu erhalten… Gerade junge Familien wollen oftmals nicht in der Altstadt wohnen, weil die Wohnungen meistens klein sind, sie sie sind oftmals nicht mit dem Auto erreichbar oder es gibt keine Parkplaetze…dann ja, passt.
Es ist schwer, die Grenze zu ziehen, Tourismus hat immer Vor- und Nachteile.
Aber in einem vielgeschossigen Wohnhaus in einer absoluten Wohnzone Appartements an Touristen zu vermieten, das scheint mir nicht der richtige Weg zu sein.
Und um so mehr ärgert es mich, wenn man sich dann noch nicht mal die Muehe macht, vor Ort zu erscheinen und sich darum zu kuemmern, dass der Gast gut in die Wohnung findet. In den Bewertungsportalen schreibt der Besitzer und Vermieter der Wohnung, dass er ja noch einer Arbeit nachgeht und keine Zeit hat, persoenlich den Schlüssel zu übergeben…
Ok, einen scheinbar Vollzeitjob ausüben und noch Wohnungen vermieten, dann waere es meiner Meinung nach auch angebracht und finanziell moeglich, eine Agentur zu beauftragen, die sich um den Gast kuemmert.
Ach, und wisst ihr, was noch die Krönung der Situation war? In der Mitte des Aufenthaltes kam noch per WhatsApp die Erinnerung, die Pflanzen auf dem Balkon zu giessen.
Ueberall auf Reisen, wo es in meiner Unterkunft Pflanzen gibt, mache ich das ganz von selbst, weil es fuer mich normal ist…aber diese ausfuehrliche Hausordnung und diese Erinnerungsnachricht haben bei mir einen negativen Eindruck hinterlassen.
Natuerlich haben wir uns von dieser Erfahrung nicht den Aufenthalt verderben lassen. Wir haben die Zeit mit der Familie genossen und einiges besichtigt und gesehen, was wir bisher noch nicht kannten. Zum Beispiel die Eisenbahnwelt in Rabland, das Lodenmuseum in Vintl und wir waren beim Pferderennen.